KI im Einkauf: Vortrag von Dr. Horst Tisson

Künstliche Intelligenz im Einkauf

Was mittelständische Unternehmen jetzt wissen müssen

Wie verändert Künstliche Intelligenz den Einkauf mittelständischer Unternehmen? Diese Frage stand im Zentrum eines Vortrags von Dr. Horst Tisson auf dem BME-Kongress 2025. Der Fokus: keine abstrakten Visionen, sondern konkret umsetzbare Ansätze – mit besonderem Blick auf die Anforderungen und Rahmenbedingungen des Mittelstands, insbesondere im Lebensmitteleinzelhandel.

Die folgenden Kernthemen zeigen, wo und wie KI heute im Einkauf sinnvoll eingesetzt werden kann – und was es dafür braucht.

Von klassischer Logik zur generativen KI

Während klassische Systeme im Einkauf vor allem regelbasiert funktionieren, arbeitet KI zunehmend datengetrieben: Sie erkennt Muster, priorisiert Optionen und kann sogar in unscharfen Entscheidungssituationen Vorschläge generieren. Besonders relevant ist die Entwicklung hin zu generativer KI, die nicht nur analysiert, sondern eigenständig Inhalte erstellt – etwa beim Zusammenfassen von Verträgen, dem Generieren von Lieferantenprofilen oder beim Simulieren von Verhandlungsszenarien.

KI im Einkauf: Typische Anwendungsfelder – konkret gedacht

  1. Bedarfsprognosen und Bestandsmanagement: Mithilfe von Machine Learning lassen sich Verkaufs- und Bedarfsmuster präzise vorhersagen – auch unter Berücksichtigung externer Einflussfaktoren wie Wetter oder Feiertage. So wird aus Erfahrungswerten eine belastbare Datenbasis, die Bestellprozesse optimiert und Fehlmengen ebenso reduziert wie Überbestände.
  2. Lieferantenauswahl und -bewertung: Durch die Kombination von Preisdaten, Qualitätskennzahlen und Compliance-Informationen entsteht ein vielschichtiges Bild möglicher Lieferanten. KI-Modelle helfen dabei, objektive Bewertungen zu erstellen – dynamisch aktualisiert, nachvollziehbar dokumentiert.
  3. Vertragsanalyse und Rechnungsverarbeitung: Generative KI kann Inhalte juristischer Dokumente erfassen, Klauseln erkennen und mit Unternehmensrichtlinien abgleichen. Bei der Rechnungsprüfung übernehmen KI-Modelle Abgleich, Validierung und Eskalation – automatisiert, skalierbar und regelkonform. 
  4. ESG- und Nachhaltigkeitsmanagement: Um ESG-Anforderungen zu erfüllen, müssen Lieferketten transparent und Daten verfügbar sein. KI-Systeme können Informationen aus Zertifikaten, Audits und externen Datenquellen integrieren und zur Bewertung von Risiken oder zur Berichterstellung aufbereiten.
  5. Risiko- und Marktanalysen: Ob Währungsrisiken, geopolitische Spannungen oder Wetterextreme: Durch semantische Analyse von Nachrichtenquellen und Frühwarnsysteme lassen sich externe Risiken proaktiv identifizieren – eine Grundlage für resiliente Einkaufsentscheidungen.

Technische Anforderungen und strategische Orientierung

Ob Künstliche Intelligenz im Einkauf oder im Marketing: Erfolgreiche KI-Projekte benötigen klare Ziele, qualitativ hochwertige Daten – und eine Infrastruktur, die Datenschutz, Governance und Flexibilität gleichermaßen berücksichtigt. Mit dem OSKIS Framework setzen wir dabei auf Open Source, Datenhoheit und vollständige Auditierbarkeit – also auf Lösungen, die den Anforderungen des EU AI Acts ebenso genügen wie den realen Bedingungen im Mittelstand.

„Der Mittelstand steht dabei vor einer Chance – und vor einer Gestaltungsaufgabe“, betont Dr. Horst Tisson. Denn, so führt er aus, KI im Einkauf ist kein Zukunftsthema mehr – sondern eine real verfügbare, wirtschaftlich einsetzbare Technologie. Entscheidend ist nicht, ob ein Unternehmen KI nutzt, sondern wie es dies tut: strukturiert, datengestützt und angepasst an die eigenen Prozesse.

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