Ein persönlicher Erfahrungsbericht von Horst Tisson, Geschäftsführer von Tisson & Company.
Wer sich beruflich mit Digitalisierung beschäftigt, neigt dazu, privat eher skeptisch zu sein – besonders, wenn es um digitale Angebote von Behörden geht. Horst Tisson, Geschäftsführer von Tisson & Company, ist diesbezüglich selbst eher skeptisch und belegt das auch mit Zahlen. Umso größer war die Überraschung, als ein kürzliches Erlebnis genau das Gegenteil bewies.
„Ich musste vor kurzem ein Fahrzeug anmelden. Jeder kennt den Prozess: Terminfindung, Behördengang zum LBV, Nummer ziehen, Warten …“, beschreibt Tisson. Nach Aufruf des Verwaltungs-Portals der Stadt Hamburg wurde er fündig und siehe da, es gibt die Möglichkeit der digitalen Anmeldung von Autos, Anhängern und weitere tolle digitale Angebote. Die Online-Funktion war klar strukturiert, das Verfahren intuitiv.
„Ich bekam sofort eine vorläufige Bescheinigung, wenige Tage später wurden die offiziellen Papiere und Plaketten zugestellt und ich konnte letztere auf dem zwischenzeitlich für 15 Euro hergestellten Nummernschild (Dauer im Laden 5 Minuten) nach Anleitung aufbringen.
Doch so positiv das Erlebnis war, so irritierend sind dann wieder die erwähnten Zahlen: Deutschland liegt bei der Digitalisierung nach verschiedenen Statistiken im Mittelfeld. Digitalisierung – gerade auch bei Behörden – wird von Ländern wie Finnland, Dänemark oder der Niederlande angeführt. Dabei sehen mittlerweile über 70% der Bürger einen Mehrwert in der Nutzung von Digitalisierung, aber nur rund 50% nutzen digitale Leistungen der Behörden. Und der Anteil derer, die mit den Leistungen unzufrieden sind, liegt auch bei ungefähr 40%.
Aber warum ist das so?
Digitalisierung ist nicht, wie viele glauben, das Universum in einem Schritt zu schaffen. Digitalisierung funktioniert, wenn man einen Plan hat und anfängt. Und dann ist da noch etwas anderes, sehr wichtiges: „Niemand spricht über Erfolge“, so Tisson. „Auf der Webseite der Behörde wurden die Angebote nicht besonders hervorgehoben, kein Hinweis, keine Erfolgsgeschichte.“ Dabei wäre gerade das so wichtig, denn Digitalisierung lebt nicht nur von Technik, sondern auch von Kommunikation.
Für Tisson steht fest: Es fehlt den Behörden nicht nur an digitalen Angeboten, sondern auch an Eigen-PR. „Wenn man positive digitale Erfahrungen macht, dann muss das auch erzählt werden. Sonst bleibt beim Bürger das Gefühl: Es tut sich ja eh nichts.“ Dieses kommunikative Vakuum ist aus seiner Sicht riskant und verschenkt wertvolles Vertrauen in die digitale Transformation des Staates.
Der Geschäftsführer von Tisson & Company weiß aus Erfahrung, wie zentral Vertrauen für digitale Systeme ist. Mit dem OSKIS-Framework begleitet sein Unternehmen Firmen entlang des gesamten KI-Lifecycles – von der strategischen Beratung über die individuelle Entwicklung bis zur sicheren Implementierung in der eigenen IT-Infrastruktur. Im Mittelpunkt stehen dabei stets Datensouveränität, Transparenz und die volle Kontrolle über Technologie und Inhalte.
„Gerade in Deutschland ist die digitale Souveränität ein entscheidender Faktor. Wenn wir wollen, dass Menschen und Unternehmen digitale Werkzeuge nutzen, dann müssen wir ihnen auch zeigen, dass es funktioniert – und zwar konkret.“
Was die öffentliche Verwaltung daraus lernen kann? „Mut zur Sichtbarkeit“, sagt Tisson. Denn Digitalisierung, die funktioniert, ist kein Selbstläufer. Sie muss erlebt und erzählt werden. Und dabei helfen wir gern.